Sommereinsatz 2008

Im Sommer 2008 waren Greta Kostka und Petra Schinagl für Friends of Lingshed unterwegs.
Wir besuchten die Patenkinder und gingen nach Lingshed und die umliegenden Dörfer.

Der Projekteinsatz war folgenden Schwerpunkten gewidmet:

  • Winterunterricht
  • Selbstbestimmung der Solarschule
  • Patenkinder

WINTERUNTERRICHT:
In ganz Ladakh haben alle staatlichen Schulen im Winter geschlossen. Im Dezember, Jänner und Februar ist es wegen der extremen Kälte nicht möglich, in den Schulen Unterricht abzuhalten. In dieser Ferienzeit sind die Kinder in den Dörfern bei ihren Familien. Friends of Lingshed finanziert einen Winterunterricht in den Dörfern, eine Art „Nachhilfeunterricht“ für Schüler und teilweise auch Erwachsene. Kinder lernen gerne freiwillig, wiederholen und üben den Stoff und nutzen die Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen. Während des Sommers fehlen die Kinder leider öfter in der Schule, weil sie bei der Ernte helfen. Erwachsene sind für die Möglichkeit der (Weiter)Bildung dankbar, da sie im Winter wegen der klimatischen Bedingungen eher Zeit dafür haben.

Winterunterricht in Lingshed:
Dieser findet in der Solarschule statt, die wegen ihrer Bauweise (schräge Glaswände) bestens geeignet ist. In Lingshed besuchen ca. 80 Kinder den Winterunterricht, 4 Lehrer unterrichten in dieser Zeit.

Winterunterricht in den umliegenden Dörfern:
In den 6 Dörfern Gongma, Skiumpata, Yulchung, Neraks, Dibling und Kartse findet jeweils in einem eigens adaptierten Raum – z.B. in einem Bauernhaus  – der Winterunterricht statt. Pro Dorf besuchen diesen ca. 10 bis 20 Kinder. Wir besuchten jedes einzelne Dorf und hielten Dorfversammlungen ab, wo der Winterunterricht genau besprochen wurde – es wurde intensiv diskutiert und Ergebnis war stets eine Liste mit Namen von interessierten Schülern und Erwachsenen.
Unsere Aufgabe war es auch, Personen zu finden, die den Winterunterricht 2008/2009 abhalten wollen- meist ältere Schüler oder Studenten aus dem Dorf. Hier hat uns auch unser Projektkoordinator Sonam Dorje sehr unterstützt. Mittlerweile ist auch das Unterrichtsmaterial schon in den Dörfern angekommen.Beim Thema Winterunterricht ist unser Ziel der partnerschaftlichen Zusammenarbeit besonders schön sichtbar: jeder trägt etwas dazu bei. Die Dorfleute stellen etwa den Raum und die Heizung zur Verfügung, wir bezahlen den Lehrer und Unterrichtsmaterialien – das entspricht der in dieser Region üblichen gegenseitigen Hilfe.

Winterunterricht in der Stadt:
Einige eher ältere Schüler verzichten darauf, im Winter in ihre Heimatdörfer bei ihrer Familie zu verbringen und bereiten sich mittels Winterunterricht auf ihre Prüfungen im Gymnasium oder auf die Matura vor. Wir finanzieren dafür hochqualifizierte Lehrer, der Unterricht findet in Khaltse und in Choglamsar statt.

SELBSTBESTIMMUNG DER SOLARSCHULE:
Wir erkundeten die Bereitschaft der Dorfbevölkerung für Eigenverantwortlichkeit. Intensive Gespräche führten zu gegenseitigem Verständnis.Dazu waren 2 Meetings notwendig – eines in Leh und eines in Lingshed – unter der Teilnahme von Lehrern, Vertretern des VEC (Village Education Committee – der „Elternverein“ des Dorfes), der Dorfbevölkerung und älteren Schülern. Das VEC ist nun Eigentümer des Solarschulgebäudes – im Sinne der von uns angestrebten Eigenverantwortlichkeit ein bedeutendes Ergebnis, das in einer Urkunde festgehalten wurde. Die Bewohner von Lingshed haben sich für folgende Nutzung entschieden: Im Sommer dient das Gebäude als Wohnung für Lehrerfamilien, Schülerinnen und Schüler und es findet dort kein Schulbetrieb statt. Im Winter wird die Solarschule wie bisher für den Winterunterricht genutzt, der weiter von Friends of Lingshed finanziell unterstützt wird.Die Wartung und Instandhaltung der Solarschule übernimmt das VEC – Lehrer und Eltern stellen ihre Arbeitsleistung zur Verfügung, während Friends of Lingshed einen Beitrag zu Baumaterialien leistet. Auch hier wird partnerschaftliche Zusammenarbeit gelebt.

PATENKINDER:
Wir haben in den verschiedenen Schulen die Patenkinder besucht und mit den Lehrern gesprochen, damit gewährleistet ist, dass wirklich nur die bedürftigsten Kinder gesponsert werden. Ergebnis sind aktualisierte Listen mit Namen der Kinder sowie Fotos der einzelnen Patenkinder.
Die Studentinnen und Studenten haben uns in Leh besucht. Wir haben interessante Gespräche über den Studienalltag geführt und erfahren, welche Berufsziele verfolgt werden und welch großen Stellenwert die Familie und die Heimatdörfer haben.

Weitere Themen:
Unterrichtsmaterialien
Ein großes Anliegen ist uns auch die Unterstützung von Cynthia Hunt, einer Kanadierin, die seit 1986 in Ladakh lebt und im Schul- und Gesundheitssystem wichtige Arbeit leistet. Sie gestaltet u.a. eigene ladakhische Schulbücher, die ganz auf die Bedürfnisse der ladakhischen Kinder zugeschnitten sind. Sie thematisieren ihr unmittelbares Umfeld (Küche, Bauernhof, Tiere, Großfamilie,…) – ganz im Gegensatz zu den indischen Schulbüchern, die von einer für ladakhische Kinder ganz fremden, fernen Welt berichten.
Umwelterziehung
Die persönlichen Kontakte mit Vertretern unseres neuesten Partners für die Umwelterziehung, der Snow Leopard Conservancy (SLC), waren überaus erfreulich und konstruktiv.
Wir unterstützen die Snow Leopard Conservancy dabei durch die Finanzierung eines lokalen Lehrers für Umwelterziehung, der in der Region Zanskar unterwegs ist und auch die abgelegenen Dörfer besucht (u.a. Lingshed), um dort Umweltbildung in den Schulen abzuhalten. Wir lernten Nono Kunzang C Namgyal („KC“) persönlich kennen und konnten uns auch von der engagierten Arbeit des Teams überzeugen und Einsicht in die Unterrichtsmaterialien nehmen.
Erster Kontakt zu einzigartigem Internatsprojekt
Wir haben in Leh erste Kontakte zu einem außergewöhnlichen Projekt geknüpft, das wir unterstützenswert finden und daher hier kurz vorstellen möchten: Das Shesrab-Hostel
In diesem Internat haben Kinder aus der untersten sozialen Schicht („low-castes“) die Möglichkeit zu leben, um die Schule in Leh zu besuchen, wo niemand ihre Herkunft kennt und sie daher von Diskriminierungen verschont bleiben.
Uns hat Vieles auf dieser Reise sehr beeindruckt – die Geduld der Menschen, ihre Aufmerksamkeit, ihre Fröhlichkeit, vor allem aber ihre Bereitschaft zu teilen.
Auch wir möchten unsere Erlebnisse gerne mit Ihnen teilen.

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Unterstützern des Bildungsprojektes!